Wir laden Sie ein zu einem Exkurs in künstlerische Erfahrungen des Menschseins. In ein Abenteuer das mehr (ent)hält als ein elektronisches Medium verspricht. Der Wunderblock öffnet das Werk des Künstlers Manfred Scharpf Schicht für Schicht. Eine wahre Heldenreise durch fünfzig Jahre der Selbstbehauptung in der Moderne.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Begegnung mit Mona Lisa

Es war im Frühling des Jahres 1502, als Leonardo das Bildnis der Gioconda begann. Über den genauen Zeitpunkt sowie über das damalige Alter der schönen Frau, liebe Zuhörer, möge ein Schleier gebreitet sein wie der, welcher das Antlitz Mona Lisas umhüllt. Denn wir wissen, dass es unschicklich ist über das Alter der Frauen zu reden. Es soll allein das Geheimnis des Meisters bleiben – und auch jenes, wie er in diesem Bild die Vergänglichkeit überlistete. weiter lesen...

Veröffentlicht am 20.06.2018

BLIND DATE

Gerade beginnt die Vernissage in der Galerie eines kleinen Städtchens am Bodensee. Ein paar mutige Mitglieder des dortigen Kunstvereins haben sich an die Ausstellung mit einem Motto gewagt das schon im Vorfeld vielerlei Phantasien in Gang setzte – BLIND DATE.
Den Besuchern steht die Irritation ins Gesicht geschrieben – sie begegnen einer ungewöhnlichen Kunst, schockierend, doch mit partiell schönen Details, an die sich die strapazierte Seele anlehnen kann, bevor ihr eine infragegestellte Ratio – oder schroffe Ablehnung den Abend verdirbt... weiter lesen...

Veröffentlicht am 07.06.2018

KOOPERATION mit DIONYSOS

Beinahe alle Fragen die uns heute brennend bewegen – in Gesellschaft und Kultur, in Politik oder Natur münden in ein Thema – die Entfremdung von uns selbst. Wo ist sie hin, die Muße, die einmal den Spielraum für den Dialog sowohl mit unserer eigenen als auch mit der Seele unserer Mitmenschen bildete? Warum sind wir uns so fremd, warum fürchten wir das Fremde? Im Juni 2017 begegneten sich zwei Künstler am Fuß des Montmartre – der süddeutsche Altmeister M.Scharpf und der junge afrikastämmige Graffitikünstler Den End. Aus ihrer gegenseitigen Fremdheit – aber auch Faszination entwickelte sich die Idee ein gemeinsames Werk zu schaffen, mit ihm das Schöpferische im Fremden aufzuspüren und zu dokumentieren. weiter lesen...

Veröffentlicht am 29.05.2018

PRÄGUNGEN

1945 – nach dem Wunsch meiner Mutter sollte ich ein Mädchen werden. Alte Fotos zeigen mich als solches verkleidet. Das ging gründlich schief und verursachte einige Verwerfungen auf dem Weg zum Erwachsenen.
Mit zwölf begann ich – zur Verwunderung meiner Eltern, Bachs Kunst der Fuge und Monteverdi´s Orfeo zu hören. Mit sechzehn las ich Dantes Inferno. Danach de Sades Justine, mehr aus Angst vor Entdeckung als aus Pietät verkrochen unter der Bettdecke. Solche Ängste gingen erst später den Bach runter. Das Werk de Sades, nicht gerade lustbeflügelnd, sondern eher das krasse Gegenteil, hatte einer meiner Klassenkameraden aus dem Schrank seines Vaters, eines Altphilologen entwendet und verlieh es an seine Mitschüler gegen Entgelt. Zuerst schockiert, dann fasziniert. Da hatte doch Einer am Ende des 18.Jhdts. den Mut, die Abgründe der menschlichen Seele abzubilden, wie sie sich sonst nur in Kriegszeiten demaskieren. Er, de Sade, dessen Name für eine Pathologie der Perversion herhalten muss, von dem seltsamerweise aber kaum persönliche Abartigkeiten bekannt sind – hatte den Zustand der gesellschaftlichen Elite (der unseren nicht unähnlich), am Vorabend der französischen Revolution beschrieben. Eine Zeit des Umbruchs war gekommen. Zur Zeitenwende vom 19. zum 20. Jhdt. verliehen die Forscher Krafft-Ebing und Sigmund Freud den von de Sade beschriebenen Grotesken ein psychologisches Gesicht. Trotz dieser Erkenntnisse kam es zur größten Katastrophe seit Menschengedenken.
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