Wir laden Sie ein zu einem Exkurs in künstlerische Erfahrungen des Menschseins. In ein Abenteuer das mehr (ent)hält als ein elektronisches Medium verspricht. Der Wunderblock öffnet das Werk des Künstlers Manfred Scharpf Schicht für Schicht. Eine wahre Heldenreise durch fünfzig Jahre der Selbstbehauptung in der Moderne.

Veröffentlicht am16.04.2020

Komische Oper und ein Blind Date mit der Wirklichkeit

Die Störung unserer Fähigkeit zu Kontemplation und Imagination, unserer Wertempfindung, ist zur Geisteskrankheit der Zeit geworden.
Jahrzehnte in verschiedensten Bereichen – oder Tummelplätzen und Jahrmärkten der Zeit habe ich die Blindheit und Phantasielosigkeit der Menschen am eigenen Leib erfahren. Massenphänomene demaskierten sich als Sentiment statt Empathie, im Götzenkult des Konsums oder anderen Utopien, in einer alles verzehrenden Gier.
Am Ende bleiben die kleinen essentiellen Wirklichkeiten, ihre Authentizität – am Ende bleiben Spott und Ironie als lebenserhaltende Strategie...
Am Ende bleibt vielleicht auch die Ahnung vom goldenen Schein einer letzten Wirklichkeit.

Pictors komische Oper zu Ostern 2020

Erster Aufzug
Am Tag Eins, kaum waren die Brände und Feuer des Krieges erloschen, wurden die Menschen reich beschenkt. Aber verborgen inmitten der schillernden Gaben hatte Tyche – oder Pandora, eine Büchse mit todbringendem Gift gelegt. Nur wenige ahnten dies, am ehesten die ewig Schlauen die den verfluchten Segen vor dem Volk ausbreiteten. 

Zweiter Aufzug
Am zweiten Tag führten diese Umnachteten das nun erblindete Volk in der sorgfältigen Tarnung der es "Immergutmeinenden“. „Macht euch die Erde untertan“, skandierten einige lautlos, andere mit Geschrei und die blinde Schar tat es nach deren Willen. 

Dritter Aufzug
Am dritten Tag regierten die „alles Wissenden“ die Welt, nun mühelos, denn die Menschen hatten nicht nur das Sehen sondern jetzt auch das Gehör verloren. Nur noch Tastsinn, Geschmack und Geruch waren geblieben. Aber selbst diese verschwanden bevor der Abend hereinbrach. Da war nur noch das Gefühl zwischen den Menschen und schließlich erlosch auch dieses hinter Gesichtsmasken und Schutzanzügen und es kehrte Ruhe ein. Die komische Oper blieb von da an geschlossen.

Pictor erinnerte sich an die Künstler früherer Jahrhunderte. Viel hatte er von ihnen erlernt und all das was geschehen war, hatte er durch das von ihnen erlernte in Bildern bannen können. Doch war es von den Menschen ungesehen geblieben, oder sie wollten es nicht sehen. Und tiefe Trauer überfiel ihn. Da drang plötzlich der Chor seiner Vorbilder an sein Ohr – was haderst du. Freue dich des Lebens und seiner Farben, denn es bleibt dir bei allem Verlust der Hoffnungen doch noch etwas Köstliches – der Spott.